Mein Weg zum Islam Teil 5

Abgeschickt von Ein Reisender am 28 August, 2002 um 14:55:55:

Mein Weg zum Islam

Ibn Abbas (r) überliefert, dass die Worte Abrahams (a.s.) als er ins Feuer geworfen wurde, waren: "Hasbuna-llahu wa ni'mal wakil." Und dies sprach auch Muhammad (s.a.w.s.), als ihm gesagt wurde, dass sich gegen ihn Leute zusammengerottet hätten, so dass er sich fürchten sollte. Doch dies verstärkte nur seinen Glauben an Allah, ebenso den der Muslime, und die sagten: "Hasbuna-llahu wa ni`mal wakil." (Al-Bukhari)
"Allah genügt mir, und er ist ein vortrefflicher Beschützer."
Den ersten Kontakt mit dem Islam hatte ich im Jahr 1999 durch die Bekanntschaft mit meinem Mann. Von Anfang an war ich fasziniert von dieser starken Religion. Mit unserer Ehe wuchs auch die religiöse Stärke meines Mannes. Bald schon begann er wieder zu beten. Fasziniert war ich auch von meinem ersten miterlebten Ramadan. Wie aus heiterem Himmel fingen plötzlich alle an zu beten, und sich mit ihrer Religion zu beschäftigen. Und alle, die normalerweise tranken und fort gingen waren auf einmal sehr andächtig. Eine Tatsache die ich zwar schon von den hiesigen Christen kannte, die aber hier irgendwie anders wirkte. Die Leute hier schienen an das zu glauben was sie taten. Eine seltsame, Ehrfurcht einflößende Stille lag über allem was sie
taten. Das also war mein erster Kontakt mit dem Islam.
Schließlich kam meine große Stunde. Ein halbes Jahr nach der Hochzeit stellte ich fest, dass ich an einem Knoten in meiner Brust erkrankt war. Stunden der Angst und die ständige Konfrontation mit der Eventualität es könnte Krebs sein, ließen mich wacher werden. Ich unterhielt mich öfter mit meinem Mann über seine Religion, und das vermittelte mir Kraft, die ich gut gebrauchen konnte. Ich lernte von ihm die fünf Säulen des Islam und ihre Bedeutung in der Theorie. Als der Tag der Operation und der Gewissheit kam, lag ich alleine im Vorbereitungsraum, und stand furchtbare Ängste aus. Ich war 19 Jahre alt. Ich verfiel in eine meiner Verhaltensweisen aus der Kindheit, und machte Allah ein Angebot. Ich sagte ich würde zum Islam konvertieren, wenn es das richtige wäre, dann solle er bitte meinem Leben noch eine Chance geben, und alles gut ausgehen lassen. Ich weiß nicht wie oft ich die Schahada murmelte, ich weiß nur, ich murmelte noch als ich einschlief, und es war das erste was ich dachte als ich aufwachte und alles gut verlaufen war. Es war ein gutartiges Gewächs gewesen. Allah hat mir und meinem Leben eine Chance gegeben. Trotzdem fehlte mir ein gutes Stück Glaubensstärke. Ich entwickelte meinen Iman (Glauben) schrittweise und nach meinem eigenen Tempo. Im Ramadan des Jahres der Schahada wurde ich ungewollt schwanger. Als die Gewissheit der Schwangerschaft über mich kam, begann ich mich immer intensiver mit dem Islam auseinander zusetzen. Schließlich im April 2000 begann ich zu beten. Als zweiten Schritt in die richtige Richtung, so sah ich dieses Gebet. Inschaallah werde ich diese Augenblicke der ersten Demut vor Allah niemals vergessen. Mit jedem Gebet war mir immer mehr so, als wäre ich nie anders gewesen. Und trotzdem fehlte etwas sehr wichtiges in meinem Leben als Muslime, der Hidschab (der Schleier). Mit einer Spur von Neid sah ich die Frauen auf den Straßen mit Kopftüchern an mir vorübergehen. Doch ich fühlte mich noch nicht bereit dazu. Zu groß war die Angst vor meiner Familie, die Angst meine "Freunde" zu verlieren. Trotz all dem fühlte ich mich unvollständig, kam mir so ausgeliefert vor. Da war ich nun, betete und hielt mich an viele Gebote und Verbote des Qur'an, aber niemand konnte es erkennen. Die Leute starrten mich nach wie vor an. Gegen Ende der Schwangerschaft wurde es immer schlimmer denn mein Bauch war riesig groß. Ich vermied es auf die Straße zu gehen, obwohl ich mich schon eine ganze Weile nicht mehr aufreizend kleidete, meine Harre nie offen trug und mich nicht mehr schminkte. Doch all das war kein Schutz für mich. Schließlich kam die Geburt meines Sohnes Anas Abd El Rahman im September 2000. Aufgrund des Kaiserschnittes durfte ich das Krankenhaus erst nach fast zwei Wochen verlassen. Auf dem Nachhauseweg kam mir alles komischer vor als sonst. Ich versteckte mich so weit als möglich hinter meinem Mann und dem Kinderwagen. Am nächsten Tag musste ich in die Stadt zum Einkaufen, ich stand vor meinem Spiegel und sah mein Leben. Meine Suche nach dem Sinn, all dieses Leides meines früheren Lebens, und all der Demütigung durch so viele Menschen, die meine vertrauliche und verletzbare Art ausnutzten. Immer war ich die, zu der man kam, wenn man Sorgen hatte. Aber zuhören und verstehen konnte mich niemand. Ein Träumer sei ich, ein Phantast. Ich schüttelte den Kopf als ich mich so im Spiegel sah, im Hintergrund den Kinderwagen mit meinem wenige Tage alten Sohn. Dann blickte ich zur Seite und nahm das Kopftuch, das ich sonst nur zum Gebet trug, setzte es auf und lächelte meinem Spiegelbild und dem meines Sohnes zu. So verließ ich mein altes Leben restlos und ging langsam aber sicher in ein Leben das mir garantiert, dass es einen Sinn für das alles gibt. Wir sind auf dieser Welt nur eine ganze kurze Zeit, das eigentliche Leben findet danach statt. Wir sind nur hier, um geprüft zu werden - und das werden wir auch.

Sabira Buschenreiter, Österreicherin


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