Abgeschickt von Jo am 20 Januar, 2003 um 00:03:04:
Aus der Zeitung WAZ vom 07.01.2003
"Wenn Fußball und Religion zum Politikum werden"
Es gibt nicht wenige, für die Fußball eineReligion ist. Andere achten penibel darauf,beides auseinanderzuhalten.
Nehmen wir zum Beispiel dieFußball-Bundesliga in Deutschland. Eine stetigumfangreicher werdende Spielordnung regelt soziemlich alles, was einen ordentlichenSpielbetrieb gefährden könnte. Seit kurzemgehört sogar die Rudelbildung dazu.
Auch der Torjubel ist paragrafiert. Wirerinnern uns an brasilianischeFußballkünstler, die nach einem Tor beimJubeln auf dem T-Shirt unter dem Trikot einenSpruch oder ein Bild präsentierten. "Gott isttreu" stand etwa auf dem Shirt des StuttgarterAdhemar aufgedruckt. Seit Beginn dieser Saisondarf auf dem T-Shirt (korrekterSprachgebrauch: Unterziehleibchen) keineBotschaft mehr zu lesen sein, eben auch keinereligiöse Botschaft mehr. Andersgläubigekönnten sich verletzt fühlen.
Fußball und Religion, dies prallt auch improtestantisch dominierten Schottlandaufeinander. In Glasgow etwa kommt es zwischenden Anhängern von Celtic - mit überwiegendkatholischen Fans - und Rangers regelmäßig zuZusammenstößen.
Donald Gorrie packt nun das vermeintlicheÜbel an der Wurzel. Der schottischeParlamentsabgeordnete will den Torjubelentschärfen: Das Sich-Bekreuzigen einesSpielers sei eine provokative Geste, dieverboten werden müsse. Foul, sagt diekatholische Kirche Schottlands. Ein derartigesVerbot sei ein Eingriff in dieReligionsfreiheit. Der Ball ist im Spiel.