Der Tod Jesus'

Abgeschickt von Andreas am 06 August, 2002 um 07:42:05:

Antwort auf: JESUS IM KORAN (bitte den Text lesen, sehr informativ) von Harun Karaca am 24 Juli, 2002 um 20:34:58:

: (5) Wiederholt erwähnt der Koran, dass Menschen immer wieder versucht haben, die zu ihnen gesandten Propheten zu Tode zu bringen. Auch Jesus hat die Feindschaft derjenigen jüdischen Zeitgenossen, die ihm keinen Glauben schenkten, zu spüren bekommen. Jesus wurde auf Grund seiner Wundertaten von den Juden sogar der »Zauberei« beschuldigt (Sure 5:110). Mehr noch, die Juden haben eine ungeheure Behauptung aufgestellt, die mit folgenden Worten wiedergegeben wird (Sure 4:157): »Wir haben den Messias Jesus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes, getötet.« Menschlicher Frevel gegen Gott geht in den Augen des Koran so weit, dass man sogar vor dem Mord an seinem Gesandten nicht zurückschreckt. Doch Gott weiß Jesus vor den mörderischen Absichten seiner Gegner zu bewahren. Denn Seine Bewahrung ist größer als die Bedrohung durch Menschen. Deshalb widerspricht der Koran den Juden entschieden: »Sie haben ihn aber nicht getötet, und sie haben ihn nicht gekreuzigt« (Sure 4:157). Ein Gesandter Gottes steht mehr noch als der Prophet unter Gottes besonderem Schutz, der ihn zwar nicht schlechthin vor der Möglichkeit der Ermordung schützt. Doch wird auch sonst von keinem namentlich im Koran erwähnten Gesandten berichtet, er sei durch Menschenhand getötet worden.

Wenn Jesus nicht am Kreuz gestorben ist, ist seine ganze Botschaft nichtig!
Jesus hat es öfter mal prophezeit, dass er durch Menschen umgebracht wird. Hat er gelogen?

: Das Dass der Bewahrung Jesu vor einem gewaltsamen Tod durch Menschenhand ist unmissverständlich (Sure 5:110), doch das Wie der göttlichen Intervention ist nicht eindeutig zu erklären. Sure 4:157-158 sagt weiter: »Sie haben ihn aber nicht getötet, und sie haben ihn nicht gekreuzigt, sondern es erschien ihnen eine ihm ähnliche Gestalt. Diejenigen, die über ihn uneins sind, sind im Zweifel über ihn. Sie haben kein Wissen über ihn, außer dass sie Vermutungen folgen. Und sie haben ihn nicht mit Gewissheit getötet, sondern Gott hat ihn zu sich erhoben. Gott ist mächtig und weise.«

Klar ist Gott mächtig und weise, daher hatte er für seinen Sohn auch diesen harten Tod geplant, um uns alle zu retten.

: Dieser Vers ist islamischerseits wie auch christlicherseits sehr unterschiedlich ausgelegt worden. Bei weitem die meisten Kommentatoren stimmen jedoch darin überein, dass der Koran nicht das historische Ereignis einer Kreuzigung als solcher verneint, wohl aber die Kreuzigung Jesu. Vielmehr sei ein anderer an Jesu statt gekreuzigt worden. Wie Gott letzten Endes Jesus vom Kreuz bewahrt und errettet hat, bleibt allein Sein Geheimnis.

Oder ein Irrtum.

: Der Kontext von Sure 4:157, f macht so viel deutlich: der Koran thematisiert »das Kreuz« zwar faktisch im Widerspruch zur christlichen Überzeugung von einer Kreuzigung Jesu; das koranische Nein zur Kreuzigung Jesu bezweckt keine Ablehnung der christlich behaupteten, soteriologisch wie auch immer beschriebenen Kreuzestheologie. Die eigentliche Zielrichtung des Kreuzigungsverses im Koran ist nicht antichristlicher, sondern antijüdischer Natur, wie der polemische Kontext zeigt (Vers 155, f).

Also, wie schon gesagt: Ohne Kreuzigung ist die Botschaft Jesus' nichtig. Daher ist die Leugnung der Kreuzigung Jesus' auch antichristlich.

: Die Pointe der Bestreitung der Kreuzigung Jesu ist mithin eine doppelte. Negativ-polemisch besteht sie darin, anmaßende jüdische Behauptungen in Bezug auf Jesus zurückzuweisen. Gott lässt - genauso wenig wie schon bei Abraham, Mose und bei Muhammad in Mekka - zu, dass seinem Gesandten Jesus auch nur ein Haar gekrümmt werde. Die Pointe des Kreuzigungsverses besteht positiv-bestätigend darin, das deus semper maior (Gott steht über allem) gegenüber jeder Form menschlicher Opposition gegen Gott und seinen Gesandten zu erweisen.

Hört sich ja alles gut an, ist aber falsch. Gott steht zwar über allem, dennoch erlaubte er den Tod Jesus'. Wer sich die Kreuzigungsberichte mal durchliest, dem wird auffallen, dass Jesus durch sein Verhalten schon ganz schön nachhelfen musste, damit Pilatus ihn endlich verurteilte und er nach Gottes Willen (den Prophezeiungen) sterben konnte.

: (6) Der Koran enthält keine Angaben darüber, wo und wie, wann und in welchem Alter Jesus stirbt. Deshalb und auf Grund ihrer Implikationen für die Eschatologie ist die Frage nach Jesu Tod muslimischerseits höchst umstritten.

Wundert mich gar nicht. Wenn man schon die Wahrheit leugnet, kann man sich nur in Widersprüchen verstricken.

: Eindeutig ist der Koran nur insofern, dass Jesus als Mensch sterblich ist.

Hat er ja vor ca. 2000 Jahren bewiesen.

: Denn Gott hat keinem Menschen Unsterblichkeit verliehen (Sure 21:34, f). Die eindeutigste Aussage zum selbstverständlichen Sterbenmüssen Jesu findet sich in Sure 19:33, wo Jesus von sich selber sagt: »Friede sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich wieder zum Leben erweckt werde.« An zwei anderen Stellen aus medinischer Zeit ist nicht vom »Sterben« Jesu, sondern von seinem »Abberufenwerden« die Rede (Sure 3:55; 5:117). Diese Wendung kann unterschiedlich verstanden werden. Ent-weder so, dass Gott (den schlafenden) Jesus unmittelbar ergreift und von der Erde wegnimmt, sodass Jesus lebend zu Gott erhöht wird, ohne vorher gestorben zu sein. Diese klassisch islamische Deutung steht unter der dogmatischen Voraussetzung, dass Jesus derzeit im Himmel weilt, um eines Tages wiederzukommen und erst nach Erfüllung seiner endzeitlichen Mission zu sterben (worüber aber der Koran selber nichts Eindeutiges sagt).

Da es nach Jesus Wiederkunft ewiges Leben geben wird, wird's schwer mit dem Sterben für ihn.

: Oder Jesus wird in dem Sinne »abberufen«, dass Gott Jesus aus der Todes-gefahr befreit und ihn erst nach Ablauf seiner Lebensfrist eines natürlichen Todes sterben lässt, um daraufhin allein seine Seele - wie die aller gläubig Gestorbenen - zu sich zu nehmen. Die unbestreitbare Stärke dieser zweiten Inter-pretation ist, dass sie weder von dogmatischen Voraus-setzungen noch vom Streben nach Harmonisierung mit christlichen Auffassungen beeinflusst ist, sondern primär den koranischen Sprachgebrauch berücksichtigt. Der Ausdruck »abberufen werden« meint sachlich nichts anderes als »sterben lassen«, aber so verstanden, dass der Mensch nicht einfach stirbt, sondern Gott als der Herr über seine Lebenszeit ihn sterben lässt und ihn in diesem Sinne zu sich abberuft. Dieser Deutung ist zusammen mit zahlreichen zeitgenössischen islamischen Kommentatoren der Vorzug zu geben. Jesu »Abberufung« und »Erhöhung« hat im Koran nichts mit Auferstehung, Entrückung oder Himmelfahrt zu tun, sondern beschreibt lediglich, dass Jesus wie alle übrigen Geschöpfe am Ende zu Gott, dem Ursprung des Lebens, zurückkehrt.

Hier wird durch die falsche Deutung von Koranversen versucht, Jesus mit allen auf eine Stufe zu stellen, was aber schlecht gelingt, weil es selbst im Koran viel zu viele Stellen gibt, wo klar wird, dass Jesus jemand besonderes war.


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